Mittwoch, 10. Juli 2013

Rennvelotour nach Belgien - Bonjour Oostende

Sommerferien  -  Eine Woche Zeit um mit dem Rennvelo eine Tour zu machen. Wohin soll es gehen? Nach Norden! Nach Belgien! Nach Oostende….

Ungefähr so starteten wir (Kerim, Oli und ich) vor ein paar Wochen in unser Sommerferienabenteuer. Ein archivierter Bericht in der Sonntagszeitung (Titel: Faszinierend hässlich) vom Jahr 2003 definierte schlussendlich unser Endziel Oostende an der Belgischen Küste. Die Tour sollte eine Woche dauern. Gefahren sollte mit dem Rennvelo werden. Da wir das Gepäck lieber in Seitentaschen transportieren als im Rucksack wurde ein Gepäckträger am Rennvelo befestigt. Die Routenplanung erfolgte mit Google-Radrouting in der Betaversion, das Hotel für die erste Nacht wude gebucht und das wars schon mit der Planung.

Doch bereits vor unserer Tour wurde das Programm über den Haufen geworfen. Der Wetterbericht hatte für den Startsamstag so schlechtes Wetter, dass wir unseren Start kurzrhand auf Sonntag verschoben.
Nun war es also soweit. Der Renner samt Gepäck bereit und auch wir waren nach einigem hin und her startklar. Unsere Route führte uns an die Aare über die Stauwehr von Banwil. Via Hauenstein fuhren wir nach Liestal und weiter nach Basel, wo wir die Schweiz Richtung Deutschland verliesen.
Das Fahren mit Gepäck brauchte etwas Angewöhnungszeit doch ging dies relativ flott. Einzig mit den dünnen Reifen hatten wir so unsere Bedenken. Der erste Tag endete nach einem Plattfuss und einer defekten Kette etwas später als geplant in Badenweiler. Die erste Etappe war also geschafft. Am nächsten Tag ging es nun weiter Richtung Frankreich. Mit einem Abstecher in die Vorgessen nach Obernai fuhren wir weiter.

Unsere Route war also sehr variabel getreu folgendem Motto:

” Jeder unbekannte Umweg kann auch eine Abkürzung sein!”

Die Richtung und das Tempo stimmten. Einzig die Hotels waren an diesem zweiten Tag geschlossen. So mussten wir doch ziemlich lange fahren und erreichten erst relativ spät nach 160 km den Etappenort Saverne.

Am nächsten Tag kamen wir so richtig in den Genuss unserer Routenplanung. Die Beta-Version vom Google-Routing führte uns bereits nach einem Kilometer auf eine VTT-Piste. Bald mussten wir umkehren  -  mit dem Rennrad und Gepäck sollte kein weiterkommen möglich sein. Dies war nicht das einzige Blackout auf unserer 3. Etappe. Die Strecke führte uns über Verkehrsarme Hauptstrassen, Nebenstrassen, Quartierstrassen, Feldwege, Wanderwege….. ups… hier geht es nicht mehr weiter. Unser Route führte uns direkt durch ein Grasfeld. Nach einem überklettern eines Stacheldrahtes kämpften wir uns quer durch einen dichten Wald, bevor wir wieder auf einem Wanderweg unsere Tour fortzsetzen konnte. Auf alle Fälle waren wir froh, als wir um 16.00 Uhr in Saarbrücken unser Mittagessen geniessen konnte. Der restliche Teil der Etappe verlief ganz ruhig. Entlang der Saar erreichten wir Merzig, wo wir gerade noch die zwei letzten Zimmer im Hotel erwischten.

Regen am nächsten Morgen bewogen uns einen Ruhetag einzuschalten. Noch hatten wir ja Zeit, um unser Ziel in Oostende zu erreichen. Doch dies war ja bereits der zweite Tag wo wir nicht unterwegs waren….
Mit einem Bummel durch Merzig und einem Besuch des Thermalbades ging auch dieser Tag ziemlich schnell dem Ende entgegen.

Am nächsten Tag war nun eine lange Etappe vorgesehen. Wir müssten ja wieder etwas aufholen…..
Bald erreichen wir den bekannten Ort Schengen und waren nun in Luxenburg. Die Hauptstadt umfuhren wir auf Radwegen und bereits nach 2 Stunden und 10 Minuten hatten wir dieses Land durchquert.
Nun waren wir in Belgien. Der erste Eindruck war Trist. Nach der Grenze ein Cabaret- und Rotlichthaus nach dem anderen. Und auch die erste grosse Ortschaft war nicht gerade der Höhepunkt. In Arlon fanden wir für den Mittag nur eine Frites-Bude. Der Maxi-Burger von Oli lässt grüssen. Schlechte Strassen, schlechtes Essen, keine schönen Orte… dies war unser erster Eindruck von Belgien. Es konnte also nur noch besser werden. Auf langen Geraden mit einem stetigen auf und ab fuhren wir weiter. Das Ganze wurde immer etwas freundlicher und wir durchquerten auch ein paar schöne Dörfer. Trotzdem beschlossen wir noch bis nach Givet zu fahren, so dass wir nochmals in Frankreich übernachten konnte :-) . Rund 195 km waren auf dem Zähler und dies mit Gepäck.

Nun folgten noch zwei Etappen durch Belgien. Die Strassen waren nach wie vor nicht im besten Zustand. Doch in Flandern hatten wir ein paar tolle Strecken. Der Bogen nach Oudenarde (Zielort der Flandern-Rundfahrt) mussten wir aus Zeitmangel verschieben. So fuhren wir immer relativ nahe der Grenze Frankreich/Belgien. Je näher wir der Küste kamen, umso stärker wurde der Wind. Die letzte Etappe war für unsere Verhältnisse mit 110 km schon relativ kurz. Das letzte Teilstück führte uns durch eine tolle Landschaft, schöne Ort und spannende Strassen. Und nun war es soweit  -  Oostende an der Belgischen Küste war erreicht.

Fasziniernd hässlich  -  So lautete der Titel in der Sonntagszeitung. Und irgendwie war es genau so. In Belgien hat es fast nur die dunklen Häuser aus Backstein. In Oostende dominierten die Hochhäuser direkt an der breiten Strandpromenade. Der Boulvard war vollgestopft mit Leute. Eigentlich wirklich hässlich…. im Gegenzug die schönen Strandhäuschen, die frische Brise der Nordsee und viele Strassenkaffees  -  irgendwie doch faszinierend.

Eigentlich sollten wir noch ein Hotel für unsere letzte Nacht finden. Doch Oostende war an diesem Samstag restlos ausgebucht. Wir haben uns schon mit der harten Bank am Bahnhof abgefunden. Doch schlussendlich fanden wir dank der Unterstützung aus der Schweiz (Internet sei Dank) doch noch ein Bett für die letzte Nacht. Kerim schickten wir weiter. Er hatte ja das Zelt dabei und wollte seine Reise von Oostende noch bis Stockholm fortzsetzen. So gab es eine schnell Verabscheidung und wir gingen unseren Weg.
Nach einer kurzen Nacht, einer 11stündigen Zugfahrt waren wir wieder zu Hause. Eine tolle, aber auch anstrengende Woche ging zu Ende. Eigentlich schon erstaunlich wie man mit einem Rennvelo und Gepäck vorwärts kommt.  Irgendwie faszinierend toll!

Michael Bohnenblust, Oli Heer und Kerim Barhoumi

Unsere Strecke:

Gümligen – Schönbühl – Kirchberg – Aeschi – Inkwil – Bannwil – Oensingen – Balsthal – Ober.Hauenstein – Waldenburg – Liestal – Pratteln – Basel – Bad Bellingen – Müllheim – Badenweiler – Breisach am Rhein – Elsenheim – Guemar – Scherwillr – Barr – Obernai – Marlenheim – Wasselonne – Saverne – Phalsbourg – Metting – Rimsdorf – Herbitzheim – Sarreguemines – Saarbrücken – Burbach – Völkling – Saarlouis – Merzig – Perl – Schengen – Remerschen – Elvangen – Dalheim – Hesperingen – Luxembourg – Mamer – Steinfort – Arlon – Habay la Vieille – Neufchâteu – Libramont – Libin – Pondrôme – Beauraing – Givet – Philippeville – Thuin – Binche – Mons – Antoing – Tournai – Rumillies – Celles – Moen – Zwevegem – Kortrijk – Kuurne – Izegem – Roeselare – Torhout – Oostende

ca. 900 km